Aus kleinen Momenten können tiefe Bewusstwerdungsprozesse entstehen
Und das ist mir passiert:
Ich bin mit zwei Kolleginnen zusammen. Wir wollen miteinander kochen. Es soll Momos und Salat geben. Wir freuen uns über unser nettes Zusammensein und auf das Essen. Ich mache die Salatsauce. Ich mache das gerne und werde immer wieder gelobt für meine Salatsaucen. Dieses Mal nicht. Ich habe die Salatsauce so sehr versalzen, dass der Salat nicht essbar war. Wie konnte das passieren? Ich weiss noch beim Würzen, dass ich es gut machen wollte.
Wir essen die Momos, meine beiden Kolleginnen spülten den Salat mit Wasser und gaben nochmals Öl und Essig dazu. Ich esse meinen Salat so wie er ist. Ich entschuldige mich und fand die Situation einfach unangenehm.
In der Nacht werde ich wach. Nicht nur wegen des Durstes. Ich frage mich wieder: Wie konnte das passieren? Mich beschäftigt die Situation noch immer. Ich spüre, wie sich Scham in mir ausbreitet. Was haben meine Kolleginnen über mich gedacht? War ich zu übermütig? Wollte ich es besonders gut machen? All diese Gedanken lösten Scham in mir aus.
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Scham. Das unangenehme Gefühl. Es bleibt oft im Verborgenen, denn wenn wir uns schämen, wollen wir nicht zeigen was in uns vorgeht. Scham sagt uns, dass wir falsch sind; das Gefühl bezieht sich sozusagen auf unser Wesen. Schuld ist etwas milder. Schuld sagt uns, dass wir etwas falsches gemacht haben und bezieht sich sozusagen auf unser Verhalten. Oftmals resultiert Scham aus Schuldgefühlen, so wie in meiner Situation. Die beiden Gefühle hängen eng zusammen.
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Meine Kolleginnen verurteilten mich nicht. Sicher waren sie enttäuscht über den versalzenen Salat, aber ich glaube nicht, dass sie mich als Mensch verurteilten. Das genau passiert bei Scham. Wir verurteilen uns für unser Sein und ziehen uns zurück. “Hoffentlich geht es schnell vorbei, dieses unangenehme Gefühl…” Hinter der Scham, verbergen sich oft alte Glaubenssätze, die mit den heutigen Situationen meist nichts zu tun haben. Diese Glaubenssätze behalten jedoch ihre Macht, wenn wir sie nicht erkennen und es schaffen, sie aufzulösen.
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Warum hatte ich in dieser Situation verurteilende Gedanken über mich, die zum Gefühl der Scham führten?
Für mich fühlt sich Scham rot an. Ich nehme ein rotes Geschenkpapier, das ich zu Weihnachten aufbewahrt habe, und mache ein Büchlein daraus. Ich fange an zu werken und möchte mein Gefühl näher erforschen. Wo kommst du her, Scham? Ich kann das am besten, indem ich schreibe oder kreativ bin. Beim Werken, mache ich die Scham sichtbar. Ich schaue sie an, ich fühle sie. Und es dauert nicht lange, bis sie sich rar macht und davonschleicht.
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“Die Wurzel der Kreativität liegt in der Fähigkeit, in die Tiefe zu schauen. Hinter das Gewöhnliche und Alltägliche zu blicken und zu dem zu gelangen, was andernfalls vielleicht unsichtbar bliebe.” (aus dem Buch ”Kreativ. Die Kunst zu sein)
Kreatives werken hilft mir, mich zu klären, Gefühle sichtbar zu machen und Prozesse zu erleben, die oftmals heilsam sind. Hinzu kommt, dass ich mich freue, wenn ich etwas Selbst gemachtes in den Händen halte.
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Ich habe ein kleines Büchlein über die Scham gemacht und halte es nun in meinen Händen. Mein Buch fühlt sich nicht bedrohlich an, im Gegensatz zu dem vorherigen Gefühl. Scham ist ein Gefühl, dass immer wieder auftaucht. Je mehr ich es erforsche, desto weniger bedroht es mich. Ich freue mich darauf, mit meinen Kolleginnen nochmals über die Situation zu sprechen. Ich muss mich nicht verstecken. Jede:r kennt das Gefühl der Scham. Und es ist so gut, wenn wir uns die Macht zurückholen und sie nicht unseren Gefühlen überlassen.
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Hast du Lust, mehr über Kreativität zu erfahren?
Möchtest du erleben, wie das Werken sichtbar machen kann, was in deinem Verborgenen schlummert?
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Hier sind noch ein paar kleine Bücher, die ich am Jahresende gemacht habe:
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